01.04.2009 10:52 (Kommentare: 0)
OSTEEZEITUNG | Mittwoch, 01. April 2009 | Hansestadt Rostock
Weniger Geld für private Schulen, mehr Selbstständigkeit für staatliche: Das neue Schulgesetz stößt bei Eltern auf Skepsis.
Kröpeliner-Tor-Vorstadt Als Geschäftsführer der Werkstattschule muss Rainer Pahl genau kalkulieren. Wofür er das Geld ausgibt und, wie viel er an Beiträgen von den Eltern verlangt. Dass er dank des neuen Schulgesetzes mit weniger auskommen muss weiß er. Aber: „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, sagt Rainer Pahl. Mehrfach habe er in den vergangenen Monaten andere Zahlen darüber erhalten, welche Zuweisung er pro Schüler im nächsten Jahr erhält, erklärte er bei einer Veranstaltung des Vereins „MV Bildung ist Zukunft“.
Diese landesweite Initiative hatte gestern Abend in den Waldemarhof eingeladen, um über die Folgen des zu Jahresbeginn beschlossenen Schulgesetzes zu informieren. Gekommen waren aber nur wenige Eltern. „Viele sagen, dass ist ja beschlossene Sache und wir können nichts mehr tun“, erklärt die Vorsitzende Uta Metzner und kritisiert, dass sich auch die Leiter von kommunalen Schulen offensichtlich nicht trauten, sich gegen den Arbeitgeber zu stellen.
Die
Schulbewegung„MV Bildung ist Zukunft“ fordert von der Politik mehr Geld
für die Schüler im Land. Außerdem ließe das Gesetz viele Fragen offen,
so Metzner. Zwar werde von selbständiger Schule geredet, aber die
Schulleiter bekämen keine Mittel in die Hand, stellt sie fest. Als
Leiter einer frei getragenen Montessori-Schule in Greifswald wünsche er
seinen Kollegen an kommunalen Schulen die gleichen
Entscheidungsmöglichkeiten, wie er sie habe, betont Nils Kleemann.
„Halbherzig“ sei das Gesetz in diesem Punkt, erklärt auch Christine
Wolk von der Borwin-Schule. Sie weiß, wovon sie spricht. Ihre Schule in
der Kröpeliner-Tor-Vorstadt konnte als Modellprojekt in den vergangenen
Jahren bereits Erfahrungen als „Selbstständige Schule“ sammeln. In dem
neuen Schulgesetz verbergen sich weitere Tücken, erläutert Nils
Kleemann den Zuhörern. Zum Beispiel wenn es um die
Unterrichtsversorgung gehe. Stunden nach Schüler- und nicht nach
Klassenzahl zuzuweisen, hätte ja eigentlich Vorteile. „Die Probleme
stecken im Detail.“ So kämen nur jene Grundschulen in den Genuss
zusätzlicher Stunden, in denen mehr als 25 Schüler pro Klasse
unterrichtet werden, rechnet er vor. Dabei müsse es Ziel sein, kleinere
Klassen zu haben. Die Änderungen im Schulgesetz beziehen sich im
wesentlichen auf die Inhalte, erklärt Brigitte Grüner, Leiterin des
städtischen Amts für Schule und Sport. Sie sei für die Gebäude und die
technische Ausstattung verantwortlich. Auswirkungen erwartet Grüner,
wenn ab 2010 die freie Schulwahl greift. Dann würden mehr Eltern aus
den Umlandgemeinden ihre Kinder ab der fünften Klasse in die Hansestadt
bringen. Grüner erwartet jedoch keinen Massenansturm. „Das verkraften
wir ganz locker.“
THOMAS NIEBUHR und VIRGINIE WOLFRAM
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