14.03.2010 12:37 (Kommentare: 0)
Ostseezeitung | Von JÖRG KÖPKE
Schwerin (OZ) Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) läuft Sturm gegen Bildungsminister Henry Tesch (CDU). Die Landesvorsitzende Annett Lindner wirft dem Schulminister vor, Referendare als 'billige Hilfslehrer" missbrauchen zu wollen.
Hintergrund ist das geplante, zehn Millionen Euro schwere Junglehrerprogramm der Landesregierung. Es sieht unter anderem vor, die Zahl der Referendare Von derzeit 340 auf 493 zu erhöhen. Laut Lindner will das Ministerium Referendare -unabhängig von deren Leistung und Eignung - kurz nach dem Lehramtsstudium zwölf Stunden in der Woche eigenverantwortlich unterrichten lassen. Die bisherige Anleitung und Aufsicht durch erfahrene Lehrer, sogenannte Mentoren, falle in dieser Zeit weg. "Das ist pädagogisch völlig unsinnig", sagte Lindner.
Am 1, März hatte Tesch die Pläne mit Bildungsstaatssekretär Udo Michallik (CDU) erstmais Schulleitern aus der Region Rostock im in-ii ('rstOdtischen Gymnasium der I lans('st.adt präsentiert. Seither ergießt sich eine Woge von Kritik. Einige Rostocker Gymnasien sollen bereits darüber diskutieren, künftig keine neuen Referendare mehr aufzunehmen. Ein Rostocker Schulleiter fürchtet, unerfahrene junge Lehrer könnten verheizt werden. Zudem gebe es massive Nachteile für beschäftigte Lehrer. "Kommt ein Referendar, werden seine zwölf Stunden aus dem Etat der Schule genommen. Dafür braucht man dann einen halben 'echten' Lehrer weniger. Die Folge: ein gewaltiges Einsparpotenzial für das Land", so der Lehrer.
Nach Gesprächen im Bildungsministerium erklärte Lindner gestern, das Land habe derartige Einsparungen bestätigt. Bereits zum 1. April würden 64 Referendare zu den neuen Bedingungen eingestellt. Einsparvolumen: 28,4 Stellen. Die GEW-Vorsitzende fordere daher nochmals eine genaue Prüfung des aktuellen Entwurfs zur neuen "Unterrichtsversorgungsverordnung".
Das Bildungsministerium weist etwaige Einsparplane weit von sich.,, Weder Lehrern noch Schulen geht etwas verloren. Das gesamte Geld bleibt im System", versicherte Michallik. Zur aufkeimenden Kritik speziell aus Rostock und Greifswald, wo an einigen Schulen zurzeit bis zu 14 Referendare gleichzeitig ausgebildet werden, sagte der CDU-Politiker: "Das Land besteht nicht nur aus diesen beiden Hansestädten." Künftig sollen Referendare stärker in der Fläche eingesetzt werden, als dies bislang der Fall war.
Die SPD zeigte sich angesichts der Vorlage aus dem Bildungsministerium irritiert. "Über die Pläne von Minister Tesch war die SPD bislang nicht informiert", sagte SPD-Bildungsexperte Mathias Brodkorb. Das Ministerium habe ihm erst auf Nachfrage zugesichert, dass die geplante Neuregelung für Referendare nicht zulasten der älteren beschäftigten Lehrer gehen werde. Brodkorb: "Das ist für uns die Geschäftsgrundlage. Sollte sich das Ministerium nicht daran halten, gibt es Gesprächsbedarf in der Koalition."
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