21.09.2009 06:46 (Kommentare: 0)
OSTSEEZEITUNG | Montag, 21. September 2009 | Mantel MV
Kleinere Klassen, Ganztagsschulen, individuelle Schülerbetreuung — Lehrer, Schüler und Eltern forderten auf dem Bildungsgipfel in Stralsund eine Verbesserung der Schulsituation in MV.
Stralsund (OZ) - Für die Schüler Johannes und Georg Bagdenand ist der Fall klar: In den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern muss sich einiges ändern, „sonst geht‘s hier bildungsmäßig den Bach runter“. Deshalb waren die beiden 18- und 15-jährigen Brüder am Sonnabend von Grimmen nach Stralsund gereist, um am Bildungsgipfel der landesweiten Initiative „MV-Bildung-ist-Zukunft“ teilzunehmen.
Die Forderungen der rund 500 Eltern, Lehrer und Schüler waren klar formuliert: angemessene Klassengrößen mit individueller Betreuung der Kinder, moderne Schulstandorte in Stadt und Land, Ganztagsschulen, bessere Integration von Kindern mit Behinderung und besser ausgebildete und mehr junge Lehrer. Dafür macht sich die Initiative seit rund einem Jahr öffentlich stark — so auch bei der großen Zusammenkunft im Greifswalder Dom, als Ende letzten Jahres rund 1000 Menschen aus dem ganzen Land zusammenkamen oder bei der Demo vor dem Schweriner Landtag im Frühjahr dieses Jahres.
In Stralsund ging es am Wochenende auch um das Stichwort „Selbstständige Schule“. „Das neue Gesetz verlangt mehr Selbstständigkeit von den Schulen, ohne die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen“, sagt Klaus Niemann, Schulleiter des Schulzentrums Dömitz. Als ein Beispiel nennt er die neue „Kontingentstundentafel“: Sie legt für jede Schulart fest, wie viele Jahreswochenstunden insgesamt in den Schuljahren bis zum Abschluss zu erteilen sind. In der Theorie sollen die Schulen die Verteilung der Stunden nutzen können, um Schwerpunkte zu setzen und die Schulkonzepte zu gestalten. „Aber wie soll das gehen, wenn die Stundenpläne unverändert geblieben sind? Was ist, wenn Kinder umziehen?“, so Niemann.
Das neue Schulgesetz fordere viel Engagement von den Lehrern, ohne die Kollegien personell aufzustocken. Niemann: „Ich fühle mich von dem neuen Gesetz verheizt.“ Im Bereich der Schulbildung gehe es nicht nur um das Erlangen von Schlüsselqualifikationen, sagt auch Uta Metzner, Vorsitzende der Schulbewegung MV Bildung ist Zukunft. „Es geht auch darum, dass im Land Menschen heranwachsen, die das Land später auch weiterentwickeln sollen.“ Was das Land heute nicht in Bildung investiere, müsse es in einigen Jahren in das Sozialsystem stecken, darüber sind sich die Initiatoren der Bildungsinitiative einig. Zukünftig müssten die Bildungsausgaben deshalb als Investitionsausgaben in den Haushalten geführt werden, so ihre Forderung. Diese Investitionen wiederum sollten in die Umsetzung des neuen Schulgesetzes fließen.
NICOLE KIESEWETTER
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