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Modellregion Rügen zieht gemischte Zwischenbilanz

13.04.2011 11:15 (Kommentare: 0)

Ostseezeitung |lokal HGW | vom 13.04.2011

Bergen (OZ) - Auf Rügen ist längst Alltag, was in Greifswald erst noch eingeführt werden soll. Seit August 2010 läuft das Pilotprojekt Integrative Grundschule. Die Insel übernahm landesweit die Vorreiterrolle bei der Integration von Lernschwachen und Schülern mit sprachlichen und sozialen Defiziten. Erstmals entfiel die Bildung von vier Diagnoseförderklassen und LRS-Klassen (Lese-Rechtschreib-Schwäche) mit je zehn bis 12 Schülern. Alle 490 Mädchen und Jungen wurden in die „normale“ 1. Klasse eingeschult. 17 Sonderpädagogen unterstützen die Grundschullehrer.

Jetzt trafen sich gut 60 Pädagogen mit Vertretern der Verwaltung und Eltern zu einem Erfahrungsaustausch. Kommen alle Kinder im Unterricht mit oder drücken Schwächere womöglich das Leistungsniveau in der gesamten Klasse? „Wir Eltern sind absolut zufrieden“, zollt Andrea Kähler dem Engagement der Lehrer Respekt. Die Vorsitzende des Kreiselternrates hat in 1. Klassen an Grundschulen hospitiert. Ihr Eindruck: Die gezielte und individuelle Förderung funktioniert. Dafür haben sich 50 Pädagogen der Insel vor dem Start des Pilotprojektes fortgebildet. Die Methodik ist wissenschaftlich fundiert, das Projekt wird von der Uni Rostock begleitet.

„Für uns war das eine große Umstellung“ räumt Bärbel Palleit ein, die eine 1. Klasse an der Altstadt-Grundschule in Bergen leitet. Alle vier Wochen absolvieren die Erstklässler in Mathematik und Deutsch einen Kurztest, auf dessen Grundlage die Lehrer für jeden Schüler Leistungskurven erstellen.

Kommt ein Schüler nicht mit, wird er gefördert, jede Woche in bis zu drei zusätzlichen Deutsch- und/oder zwei zusätzlichen Mathestunden. Doch damit haben Eltern Probleme. „Mein Kind gehört zu den schwächeren Schülern und ist in Stunde sechs für Förderung gar nicht mehr aufnahmefähig“, kritisiert eine Mutter. Probleme räumt selbst Schulrat Kossow an zwei Insel-Schulen ein. Da reiche die „kopfbezogene“ Stundenzuweisung nicht aus. „Die in Putbus haben wir wegen Schwierigkeiten im Nachgang mit Extra-Stundenzuweisung ausgestattet“, sagt er.

Das Jugendamt registriert indes eine Zunahme der Anträge auf Familienhilfe. Hierbei suchen Familien, die mit Alltagsproblemen nicht mehr alleine zurecht kommen, Hilfe bei Beratungsstellen, zum Beispiel, weil die Kinder zu Hause aggressiv auftreten. „Werden Probleme damit nicht nur verlagert“, fragt deshalb Amtsmitarbeiterin Krüger.

Bedenken gibt es auch an einer weiteren Front: Über die Fibel „Lulu lernt lesen“, die an allen Rügener Grundschulen für das Modellprojekt angeschafft wurde, wird jetzt vor Gericht gestritten. Die Cornelsen-Schulbuchverlage haben das Bildungsministerium unter Führung von Minister Henry Tesch (CDU) verklagt, weil das Buch in MV als Lehrmittel nicht zugelassen ist. „Wir sind mit dem Buch aber sehr zufrieden. Die Leistungskurven sowohl der besten, als auch der lernschwachen Schüler zeigen nach oben“, stellt Palleit fest.

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hat Bildungsminister Tesch aufgrund offener Fragen zurückgepfiffen und die angepeilte Ausdehnung des Rügener Modells auf den gesamten Bereich des Schulamtes Greifswald erst einmal gestoppt. Kossow bestätigt gegenüber OZ: „Wir warten die Auswertung durch die Uni Rostock ab.“ Projektleiter Professor Bodo Hartke rät zum Abwarten der Ergebnisse nach zwei Schuljahren.

u.b.

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