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Lücken im neuen Unterrichts-System

27.08.2009 21:33 (Kommentare: 0)

Schweriner Volkszeitung  | Donnerstag, 27.08.2009   |  M-V  |  von Wiebke Neelsen, dpa

SCHWERIN - Bereits im Januar wurden mit dem neuen Schulgesetz die Weichen für die Selbstständige Schule gestellt. "Wesentliche Entscheidungen werden auf die Schulen verlagert, da diese die Gegebenheiten vor Ort besser einschätzen können. Den Rahmen gibt nach wie vor das Bildungsministerium vor ", erläutert Christine Kirchner, Referatsleiterin für die Selbstständige Schule im Ministerium.

"Mal über neue Wege nachdenken"Die Idee ist nicht neu, ein Modellversuch ging dem Gesetz voraus. "Das Projekt startete im Schuljahr 2003/2004 mit 20 Schulen", blickt Kirchner zurück. Die teilnehmenden Schulen hatten Handlungsspielräume beim Budget, beim Personalmanagement, in der Unterrichtsgestaltung und bei Schulpartnerschaften. "Das Konzept soll langfristig an allen Schulen umgesetzt werden", sagt Kirchner. Kernpunkte des neuen Gesetzes sind mehr Freiheit bei der Gestaltung des Schulprogramms und der inneren Organisation, mehr Verantwortung bei Personal und Budget, freie Schulwahl ab 2010/11, Fortbildungsprogramme und Leistungsbewertungen für Lehrer durch externe Mitarbeiter.

Wolfgang Scherer, Leiter des Fritz-Greve-Gymnasiums in Malchin, kennt so eine Evaluation schon vom vorigen Jahr und hat gute Erfahrungen gemacht: "Damit werden Kollegen veranlasst, mal über neue Wege nachzudenken". Auch sogenannte Kontingentstundentafeln werden eingeführt. Das bedeutet, dass die Schulen über die Stundenverteilungen in den Jahrgängen frei entscheiden können.

Einzige Vorgabe: Die Schüler müssen am Ende eines Abschnitts, beispielsweise der Sekundarstufe I, eine vorgegebene Stundenanzahl in den einzelnen Fächern absolviert haben. "Davon werden wir Gebrauch machen", erklärt Scherer. Es würde einige Verschiebungen geben, das bisherige Grundmuster bleibe aber gleich. "Jedoch wird dadurch der Schulwechsel innerhalb des Landes erschwert", gibt Dejan Panow vom Vorstand des Landesschülerrats zu bedenken.
Weiterer Bestandteil der neuen Regelung ist die schülerbezogene Stundenzuweisung. Die Unterrichtseinheiten werden nicht mehr Klassen, sondern der Schüleranzahl zugeteilt. Wie groß die Schulen ihre Klassen bilden, ist ihnen überlassen. "Das ist ein Trugschluss", meint Scherer.

Auch individuelle Förderpläne sind im Konzept vorgesehen. Für jeden Schüler müsse ein aussagekräftiger Bericht über seine Kompetenzen geschrieben und fortlaufend aktualisiert werden, um aufzuzeigen, wo er einer Förderung bedarf. 
"Wenn ich kleinere Lerngruppen bilde, muss ich an anderer Stelle wieder welche vergrößern", erklärt der Schulleiter. Dies kommt jedoch auf die Schüleranzahl an. Die Fritz-Reuter-Grundschule in Wismar profitiert von der neuen Regelung. "Wir haben die Möglichkeit, die Klassen in den Hauptfächern nach Begabung zu teilen", sagt die stellvertretende Schulleiterin Gudrun Scharf.

"Durch die vielen Aufgaben, die über den Unterricht hinausgehen, werden die Lehrer von ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt", sagt die Landes-Chefin der Lehrergewerkschaft GEW, Annett Lindner. Da viele Pädagogen Teilzeit arbeiten, empfindet Lindner den Mehraufwand als "große Belastung". Panow befürchtet wegen der Überforderung "Standardtexte für alle".    Er sieht in dem Konzept einige Lücken. "Die Idee ist in Ordnung, jedoch wurde mal wieder nur mit halber Flamme gekocht", bedauert der Berufsschüler.

Neuerungen ohne Bezug zum GesetzJürgen Stähle, Schulleiter vom Lilienthal-Gymnasium in Anklam, ist ebenfalls noch nicht überzeugt. "Das Budget und die Personalhoheit obliegen mir als Schulleiter nicht", zählt der Pädagoge auf. So könne er zwar Stellen ausschreiben, aber keine Kollegen entlassen oder befördern. "Das ist technisch noch nicht umsetzbar", entgegnet Kirchner vom Bildungsministerium und betont den Prozesscharakter.    In vielen Schulen sind Neuerungen geplant, die keinen Bezug zum neuen Gesetz haben, so am Grevesmühlener Gymnasium am Tannenberg und an der Integrierten Gesamtschule Wismar. Deren Leiterin Anka-Sybille Obermeier berichtet: "Bei uns wird es verstärkt Projektunterricht geben, das wäre allerdings auch ohne das Gesetz über Schulprogrammarbeit möglich gewesen."

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