19.01.2011 07:14 (Kommentare: 0)
Westfälische Nachrichten | Lokales Münster | 14. Januar 2011
Münster - Ulrich Gottschalk macht gar kein Geheimnis daraus: „Ja, es gab zuerst große Bedenken“, sagt der Schulleiter des Schillergymnasium. Bedenken von Lehrern und Schülern, ob es eine gute Idee ist, dass künftig auch lern- oder sogar geistig behinderte Kinder und Jugendliche im Schillergymnasium unterrichtet werden sollen. Die Schulkonferenz hat in dieser Woche den Beschluss dazu gefasst, „mit sehr großer Mehrheit“, wie Ulrich Gottschalk betont: „Je länger wir diskutiert haben, desto größer wurde die Zustimmung.“
Im September werden demnach fünf Kinder in dem altehrwürdigen Gymnasium eingeschult, die bisher nie die Chance hatten, ein Gymnasium zu besuchen. Verantwortlich dafür ist die UN-Menschenrechtskonvention, der sich auch die Bundesrepublik verpflichtet hat. Darin ist das Recht auf gemeinsame Erziehung festgeschrieben.
„Das Thema wird über kurz oder lang alle Schulen beschäftigen“, sagt Klaus Ehling, Schulamtsleiter der Stadt Münster. Er ist froh, dass ab dem Sommer immerhin drei weiterführende Schulen Kinder mit Behinderung aufnehmen. Die Droste-Hauptschule in Roxel bietet seit drei Jahren gemeinsamen Unterricht an, die Gallitzin-Realschule will ebenfalls in diesem Jahr einsteigen (WN 13.1.).
Ulrich Gottschalk ist sicher, dass auch viele Eltern nicht behinderter Kinder großes Interesse an der Inklusionsklasse haben. Sie wird mit insgesamt 20 Kindern deutlich kleiner als die Parallelklassen. Neben dem Gymnasiallehrer unterrichtet dort ein Sonderpädagoge, außerdem ist immer ein Integrationshelfer anwesend. Individuelle Förderung wird für alle Kinder eine besonders große Rolle spielen, sagt der Schulleiter. Er ist überzeugt, dass ebenso wie an anderen Schulen, die bereits Inklusion praktizieren, alle Schüler profitieren. Die Kinder mit Behinderung erreichen in der Regel bessere Lernergebnisse als in Förderschulen, sagt auch Lehrerin Petra Heiny. „Und die anderen lernen Respekt und Miteinander mit Gleichaltrigen, mit denen sie sonst wohl keinen Kontakt hätten.“
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