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Lehrer-Kollegium kommt in die Jahre

25.03.2009 07:14 (Kommentare: 0)

Schweriner Volkszeitung | 25. März 2009 | von Mayk Pohle

WITTENBURG - Die Lehrerkollegien in MV werden immer älter. Inzwischen sind 70 Prozent der Pädagogen an allgemeinbildenden Schulen über 45 Jahre alt. Beispiel Wittenburger Gymnasium: Die Lehrer dort kennen sich gut, oft schon zu gut, denn seit 15 Jahren gab es an der Schule keine Einstellungen mehr. Die einst junge und immer noch verschworene Truppe geht kollektiv mit großen Schritten in Richtung Seniorenalter. Doch das ist lange nicht die einzige Sorge, die die Lehrer mit viel Idealismus im Herzen derzeit umtreibt.

Formal ist alles leidlich in Ordnung, immerhin gibt es für die 348 Schüler 30 Lehrer an dem Gymnasium, das in der Region einen guten Ruf genießt. Doch Schulleiterin Ute Halfar sieht viele ihrer Kollegen oft tagelang nicht oder nur sehr kurz, denn auch in Wittenburg blüht der amtlich verordnete Lehrertourismus. Dem müssen sich auch die vier Gastlehrer in Wittenburg unterwerfen. Aber auch eigentlich zum Wittenburger Gymnasium gehörende Lehrer unterrichten regelmäßig an anderen Schulen, um ihre Stundenzahl pro Woche voll zubekommen. Da die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren drastisch abgesackt sind (Wittenburg zählte zu seinen besten Zeiten mal gut 600 Schüler) und kein Lehrer entlassen werden darf, müssen die Pädagogen eben fahren. Aber auch nicht alle, denn es kommt auf die Fachkombination an, die man zu bieten hat. Schulleiterin Ute Halfar ist beispielsweise mit ihrer Kombination aus Deutsch, Geschichte und Latein sehr gefragt und kommt locker auf die vollen 27 Unterrichtsstunden.

Andere Lehrer, vor allem aus den Naturwissenschaften, werden derzeit nicht so gebraucht. Laut Lehrerkonzept dürfen sie nur 22 Stunden die Woche ran, verdienen weniger und müssen oft auch noch fahren. Und Wittenburg ist kein Einzelfall, sondern die Regel. Die einst gute Idee des Landes, keinen Lehrer entlassen zu wollen, ist längst zum Fluch umgeschlagen. Die meisten Lehrer verdienen gerade einmal zwei Drittel ihres normalen Gehaltes, werden im Umkreis von gut 50 Kilometern durch die Gegend geschickt und bekommen oft genug auch keine Entlastung durch junge Kollegen.

In Wittenburg hat das extreme Ausmaße angenommen, wie auch Lehrer Michael Kühnel berichtet. "Wir sind hier alle zusammen vor 18 Jahren an die Schule gekommen, kennen uns zum Teil schon aus dem Sandkasten. Doch eine Schule lebt auch von der Mischung aus jungen und erfahrenen Lehrern. Davon kann bei uns schon seit Jahren keine Rede mehr sein." So gäbe es eine Kollegin, die mit ihren 37 Jahren das "Küken" im Kollegium sei. Die Masse der Lehrer hat in Wittenburg längst die 40 überschritten. Und sie arbeiten für weniger Geld als sie eigentlich müssten. Lehrer im nahen Ratzeburg oder Mölln werden nicht nur Beamte, sie verdienen auch mehrere Hundert Euro mehr im Monat, netto.

Was also hält die Lehrer in Wittenburg? "Oft genug ist es unser Patriotismus, der Kontakt zu unseren Schülern, die Verbundenheit mit der Region, vielleicht auch die Gewohnheit. Doch darüber nachdenken darf man nicht", beschreibt Uta Hertwig die Seelenlage der meisten.

Die Lösung wäre aus Sicht der Betroffenen eigentlich einfach. Man müsste den neuen Modebegriff der selbstständigen Schule nur konsequent umsetzen. Schulleiterin Halfar: "Ich würde mir wünschen, meine Kollegen auch wirklich und ausschließlich einsetzen zu können, so dass niemand fahren müsste." Mit dem derzeitigen Lehrer-Personal-Konzept geht das natürlich nicht, dieses Konzept müsste aufgekündigt werden. Vor den neuen Zeiten als.

Vor der selbstständigen Schule mit freien Einzugsbereichen haben die Wittenburger keine Angst. Kerstin Zimmermann: "Viele Eltern unternehmen doch jetzt schon sehr viel, nur um die Kinder zu uns schicken zu können. Wir haben nur Angst vor einer kollektiven Vergreisung, die uns so langsam aber sicher droht."

© SVZ.de 2009

 

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