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Landschüler sollen Fahrkosten tragen

16.01.2010 06:46 (Kommentare: 0)

OSTSEE-ZEITUNG  |  16. Januar 2010  |  lokal Greifswald  |  von Petra Hase

Ostvorpommern (OZ) - Ab August soll sie nun nach langem Hickhack gelten - die freie Schulwahl in M-V. Ein Beschluss des Landtags, der im neuen Schulgesetz verankert ist. Doch so sehr Eltern diese Neuregelung auch herbeisehnten und begrüßen; sie kommt nicht ohne Einschnitte daher. Mit Beginn des neuen Schuljahres werden etliche Familien in Ostvorpommern mit erheblich weniger Geld auskommen müssen, weil per Gesetz nur noch Fahrkosten für jene Landkinder erstattet werden, die eine für sie zuständige Schule besuchen, zu der eh ein öffentlicher Bus fährt.

„Die freie Wahl des Schulstandortes wird dadurch stark eingeschränkt", kritisiert Martin Ziemann vom Schulelternrat der Freien Waldorfschule Greifswald, „denn wenn die freie Wahl auf einen Schulstandort fällt, der von den Bussen nicht angefahren wird, müssen die Eltern die Fahrt komplett bezahlen." Für einige Familien bedeute dies monatliche Mehrkosten von 100 Euro pro Kind. „Für einkommensschwache Familien ist dann schnell Schluss mit Freiheit", moniert der Elternvertreter.

Das sieht der Greifswalder Stadtelternrat, der sich in dieser Woche traf, genauso. Dessen Vorsitzende Claudia Metz will das Problem deshalb an den Landeselternrat herantragen, um sich weitere Unterstützung zu holen. Schließlich konterkariere das Land mit dieser Regelung insbesondere für Landkinder die freie Schulwahl. Auch die „Schulbewegung MV Bildung ist Zukunft e.V." will sich stark machen. „Einige Eltern befinden sich bereits auf dem Klageweg", weiß deren Vorsitzende Uta Metzler, zugleich Elternvertreterin des Evangelischen Schulzentrums im Stadtelternrat.

Von den rund 300 Schülern der Martinschule kommen jeden Morgen etwa 80 aus Ostvorpommern. Bis jetzt beteiligt sich der Landkreis anteilig an ihren Fahrkosten, wird es für einen Teil auch weiterhin tun. Denn Kinder mit Behinderungen (auch LRS- und Sprachheilschüler) sind ebenso aus der neuen Regelung ausgenommen wie Hochbegabte, die am Humboldtgymnasium lernen. Eltern jedoch, die ihr Kind aus freien Stücken zu einer nicht zuständigen Schule bringen oder mit einem Bus fahren lassen, müssen diese Kosten künftig selbst tragen. „Das sind derzeit 109 Schüler an der Waldorfschule, 62 an der Montessorischule und 40 an der Martinschule, die künftig aus diesem Netz fallen würden", erklärt Uwe Schulz, Schulverwaltungsamtsleiter von Ostvorpommern, auf OZ-Nachfrage. Doch eine Kritik am Landkreis wischt er fort: „Nicht wir lassen die Familien im Regen stehen, sondern der Gesetzgeber, der diese Regelung verabschiedet hat." Eine Regelung, „die ich nur verurteilen kann", kritisiert Benjamin Skladny, Schulleiter des Evangelischen Schulzentrums, und lobt die bisherige Fahrkostenerstattung Ostvorpommerns. Nicht von ungefähr: Die anderen Landkreise, wie Demmin und Nordvorpommern, hätten den Eltern noch nie Kosten erstattet.

Was Dr. Bernd Albrecht, Schulleiter des Jahngymnasiums, indes nicht kritikwürdig findet. Auch dieses Gymnasium wird von Landschülern besucht, deren Busfahrkarte Ostvorpommern bezahlt, weil ihr Heimatort näher an Greifswald liegt als an Wolgast, Anklam oder Gützkow - wo sich die zuständigen Gymnasien befinden. Wer sein Kind jedoch aus Dersekow nach Greifswald und nicht nach Neuenkirchen fährt oder trotz Wohnsitz Lubmin die Montessorischule wegen ihres reformpädagogischen Profils wählt, muss künftig tiefer in die Taschen greifen.

Zwar steht es dem Landkreis per Gesetz frei, die Familien auch weiterhin zu unterstützen. Doch die finanzielle Situation Ostvorpommerns ist hinlänglich bekannt. Vier Millionen Euro steckt der Landkreis jährlich allein in die Beförderung all seiner Schüler. Davon besuchen aktuell 532 eine der Greifswalder Schulen. Gut möglich, dass sich eine Mehrheit der Abgeordneten im Kreistag findet, die es begrüßt, wenn dieser Haushaltsposten mit Schuljahresbeginn entlastet wird. Entschieden indes ist noch nichts. „Wir bereiten zurzeit eine neue Satzung zur Schülerbeförderung vor, die in die übernächste Sitzungsrunde gehen soll", kündigte Uwe Schulz an. Ob das Papier eine freiwillige Unterstützung der betroffenen Eltern vorsieht, ließ er offen.

PETRA HASE

 

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