11.03.2011 20:59 (Kommentare: 0)
Ostseezeitung | MANTEL | MV | vom 11.03.2011
Schwerin (OZ) - OSTSEE-ZEITUNG: Herr Kohlhause, Ministerpräsident Erwin Sellering pfeift Bildungsminister Henry Tesch zurück. Der für Greifswald geplante Versuch, Förderkinder im nächsten Schuljahr wesentlich besser und differenzierter als bislang in herkömmliche Grundschulen zu integrieren, ist vorerst gestoppt. Ist das die richtige Entscheidung?
Holger Kohlhause: Ganz eindeutig: nein. Seit 2004 haben zwar alle Eltern in MV das Recht, ihre Kinder – auch mit Lern- und Sprachstörungen oder mit Behinderungen – an eine Regelschule zu schicken. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie dort ihren Problemen entsprechend gefördert und betreut werden. Genau das sollte jetzt im Greifswalder Schulamtsbezirk passieren. Und zwar in Anlehnung an einen laufenden Schulversuch auf Rügen.
OZ: Wie erklären Sie sich das Eingreifen des Regierungschefs?
Kohlhause: Ich habe dafür keine plausible Erklärung. Zumal Herr Sellering noch im März 2009 Mitinitiator einer Fachtagung zu mehr Integration und sonderpädagogischer Förderung in MV war. Heute beruft er sich auf einzelne Eltern, ohne den Landeselternrat überhaupt angehört zu haben. Leider hat er auch jetzt im Ergebnis eines Telefonats keine Bereitschaft gezeigt, Eltern mit in die nun gebildete Arbeitsgruppe einzubeziehen. Die ganze Maschinerie von Schulamt und Grundschulen läuft seit Monaten. Auch wenn es natürlich Stimmen gibt, die sagen, es gehe ein wenig zu schnell, ist der Prozess zu weit fortgeschritten, um ihn noch aufzuhalten. Im April sollen die Fortbildungen für Lehrer beginnen, um gezielt förderbedürftigen Kindern helfen zu können. Sonderpädagogen sind bereits benannt. Dieses Schuljahr ist extrem kurz. Schon bald sollen die neuen Erstklässler kommen. Gelder stehen bereit. Niemand weiß im Augenblick, wohin die Reise geht. Das ist in meinen Augen unverantwortlich.
Das ganze Interview lesen Sie in der Freitagsausgabe Ihrer OSTSEE-ZEITUNG.
Interview von Jörg Köpke
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