28.01.2009 09:30 (Kommentare: 0)
OSTSEE-ZEITUNG.DE | Mittwoch, 28. Januar 2009 | Mecklenburg-Vorpommern
Rostock (OZ) Heute soll der Landtag in Schwerin die umstrittene Schulgesetznovelle absegnen. Auch nach 47 Änderungen in der Kritik: die Finanzierung der Lehrer. Bislang orientierte sie sich an der Anzahl der Klassen, künftig soll die Anzahl der Schüler Maßstab sein. OZ sprach mit Prof. Thomas Häcker, Direktor des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Uni Rostock. OZ: Welche Auswirkungen hätte die Neuregelung?
Häcker: Sie wirkt sich vor allem auf Schulen mit kleineren Klassen einschränkend aus. Da viele Schulen in freier Trägerschaft aus pädagogischen Gründen mit kleineren Lerngruppen arbeiten und zum Teil ein breites pädagogisches Angebot machen, trifft sie die Kürzung am stärksten.
OZ: Wozu führt das?
Häcker: Privatschulen stellt die geplante Gesetzesänderung vor die Alternative, entweder das Schulgeld zu erhöhen oder ihr pädagogisches Angebot zu reduzieren. Beides wäre der Qualität des Schulwesens in MV insgesamt abträglich.
OZ: Privatschulen also künftig nur noch für Reiche?
Häcker: Das könnte die Folge sein. Stark nachgefragte Privatschulen in den Städten werden zur Aufrechterhaltung ihres pädagogischen Profils das Schulgeld erhöhen. Damit würde sich das Mischungsverhältnis von Kindern finanziell unterschiedlich gestellter Eltern an den Privatschulen dramatisch verändern. Die soziale Auslese im öffentlichen Schulsystem würde ohne Not verschärft. Und die ist in Deutschland ohnehin beispiellos.
OZ: Wie sollte gute Schule heute aussehen?
Häcker: Zu einem konzeptionell anspruchsvollen Arbeiten in der Schule gehört heute z. B. , die Schulklingel abzustellen, sich vom 45-Minuten-Rhythmus zu lösen und altersheterogene Lerngruppen zu unterrichten, die Schuleingangs- und die Schulausgangsstufe zu flexibilisieren und Noten durch inhaltlich gehaltvolle Rückmeldungen zu ersetzen – zumindest aber zu ergänzen. OZ: Und was ist dafür nötig?
Häcker: Wir brauchen Lehrpersonen, die Neues erproben, über Grenzen hinausdenken und Unkonventionelles wagen sowie dazu passende Rahmenbedingungen. Solche Schulen gibt es in freier Trägerschaft aber auch in staatlicher. Interview: T. LUCZAK
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