04.12.2008 09:30 (Kommentare: 0)
Schweriner Volkszeitung | 04. Dezember 2008 | von Karina Hoppe
SCHWERIN - Phillipp Hein (17) findet seine Ganztagsschule toll. Als Klassensprecher des Eldenburg-Gymnasiums in Lübz erhält er viele positive Rückmeldungen von Mitschülern. "20 extra Kurse werden angeboten", das sei doch wirklich was. Gern kam er gestern zur Regionalkonferenz ins Gymnasium "Fridericianum" Schwerin, war selbst Referent eines Workshops. Thema des Tages: Weiterentwicklung der Ganztagsschulen.
218
davon zählt Mecklenburg-Vorpommern bereits. Das entspricht etwa einem
Drittel aller Schulen. Ging es dem Bildungsministerium in den Jahren
zuvor darum, Lehrer und Schulleiter überhaupt von dieser Schulform zu
überzeugen, gilt es jetzt, in die Tiefe zu schauen. Wie werden die
inhaltlichen Konzepte in den seit 2004 eingerichteten Ganztagsschulen
umgesetzt?
Prof. Franz Prüß und Matthias Schöpa als
wissenschaftlicher Mitarbeiter von der Universität Greifswald gehen
dieser Frage nach. Sie stecken mitten in einer Studie, können bisher
den Stand aller Ganztagsschulen im Vergleich zwischen 2005 und 2007
beurteilen. "Es zeigen sich interessante Befunde", überschreibt Prüß.
So habe sich eindeutig das Schüler-Lehrer-Verhältnis verbessert. Und,
so Schöpa, "nicht nur schlechte, auch gute Schüler werden individuell
gefördert". Gerade für Schüler auf dem Land bedeute eine Ganztagsschule
ein Plus an Kursangeboten - überdies kostenfrei. Ganztagsschulen seien
aus ihrem Einzelkosmos herausgetreten, würden zunehmend mit
außerschulischen Partnern kooperieren.
Problematisch sei
dagegen mitunter das mangelnde Einbeziehen aller Lehrer der Schule in
Projekte der Schule, in die Vision des Hauses überhaupt. "Manchen
Lehrkräften fehlt es an Motivation", so Schöpa. Und: "Einen Verein
nachmittags einen Kurs leiten lassen" oder wirklich mit ihm zu
kooperieren, darin bestünde ein großer Unterschied. Die Schulen könnten
bisher nicht alle Kinder erreichen. Immerhin haben 185 der
Einrichtungen ein offenes Konzept, bieten freiwillig
Außerunterrichtliches an. "Das nehmen dann oft gerade diejenigen in
Anspruch, die ohnehin aktiv sind", sagt Schöpa. Außerunterrichtlich:
Hier liege schon der Hase im Pfeffer. "Der Tag gestaltet als
Bikinimodell, vormittags Unterricht, Essen, nachmittags Kurse, ist
nicht erstrebenswert", so Ilse Kamski vom Institut für
Schulentwicklungsforschung an der Uni Dortmund. Ein Unterrichtstag
sollte eher einem "schicken Einteiler" gleichen, eine Einheit sein.
Diesen sieht das Bildungsministerium in der gebundenen Schule.
Das
im Schuljahr 2009/2010 in Kraft tretende neue Schulgesetz sieht deshalb
vor, eben diese zu fördern. "Die gebundene Form erreicht einfach alle
Schüler", so Axel Dorandt aus der Abteilung Schulentwicklung.
Offene und teilweise gebundene Schulen könnten sich peu à peu umwandeln.
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