21.11.2008 09:45 (Kommentare: 0)
OSTSEE-ZEITUNG.DE | Freitag, 21. November 2008 | Ostvorpommern
Ostvorpommern Schlechte Nachrichten vom Bildungsstandort Ostvorpommern: Drei der vier freien Gymnasien des Landkreises sind in ihrem Bestand gefährdet, sollte das neue Schulgesetz in seiner jetzt diskutierten Form im nächsten Jahr Realität werden. Das ließ am Mittwochabend Uwe-Ulrich Schulz vom kreislichen Schulverwaltungsamt während der Tagung des kreislichen Bildungsausschusses in der schönen Gemeinde Schlatkow klar durchblicken.
Demnach steht nur das Anklamer Lilienthal-Gymnasium auf einem sicheren Fundament. Das Schloss-Gymnasium Gützkow dagegen, das Wolgaster Runge-Gymnasium und das Gorki-Gymnasium Heringsdorf sind absolute Wackelkandidaten.
Grund Nummer eins: Die vorgegebene Mindestzahl von 54 Schülern für die Eingangsklasse 7 wird in diesen drei Gymnasien nicht erreicht. Sogar die möglicherweise herabgesetzte Zahl von 44 Schülern (wäre bei „unzumutbaren Schulwegen“ möglich ) wird unterschritten. Grund Nummer zwei: Sollte die Schulwahlfreiheit auch in Richtung Hansestadt Greifswald Realität werden, droht gerade den Gymnasien in Gützkow und Wolgast ein Ausbluten. Nach vorläufigen, aber rein theoretischen Berechnungen des Schulverwaltungsamtsleiters könnte eine Mehrheit der möglichen Gützkower Schüler nach Greifswald abwandern. In Heringsdorf könnte es nach seinen Berechnungen etwa ein halbes Dutzend Schüler sein, die sich in Richtung Anklam orientieren. Nur wenige aber nach Wolgast oder Zinnowitz (Private Schule). Das Wolgaster Runge-Gymnasium könnte demnach etwa 20 (!) Schüler mit Marschrichtung Greifswald verlieren, einige wenige zöge es vielleicht nach Anklam. Ein freies Gymnasium könnte somit in Wolgast – ähnlich wie in Gützkow – zukünftig nicht mehr lebensfähig sein.
Uwe-Ulrich Schulz berichtete, dass seine Informationen jüngst vor dem Wolgaster Stadtvertreter-Ausschuss für Kultur, Schulen und Sport ein sichtbares Erschrecken ausgelöst hätten, da auch Wolgast in besonderer Weise gefährdet sei. Eine Ausweg-Variante für dieses Dilemma in der Herzogstadt wäre die Bildung einer Kooperativen Gesamtschule (Schulzentrum mit gymnasialen Teil). Allerdings gäbe es gerade für Wolgast einige Unwägbarkeiten. „Die Eltern in der Stadt müssten mit ihrem Anmeldeverhalten demonstrieren, dass sie diese Variante auch wollten“, so Schulz.
Bezüglich des Heringsdorfer Gymnasiums war
der Schulexperte voll des Lobes. „Das Heringsdorfer Gorki-Gymnasium
verfügt als binationales Schulzentrum über ein besonderes inhaltliches
Profil, was in dieser Form einmalig in Deutschland ist.“ Nach seiner
Auffassung müssten die polnischen Schüler aus Swinemünde, die an diesem
Projekt beteiligt seien, mitgezählt werden. Aber . . . Hintergrund:
Nahrung erhält diese negative Prognose nach einer Anhörung zur neuen
Schulgesetznovelle, an der Schulz am 16. November in Schwerin
teilgenommen und – allerdings als letzter (!) der 36 Sprecher – ein
kritisches Statement abgegeben hatte. Sein Gesamturteil: „Erreichtes
gerät jetzt in Gefahr.“ Schulz’ Hoffnung: Schwerin lässt sich mehr Zeit
für ein Gesetz, dass seiner Auffassung nach „undurchdacht und
unkalkulierbar“ sei.
STEFAN BRÜMMER
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