05.11.2008 10:30 (Kommentare: 0)
OSTSEE-ZEITUNG.DE | Mittwoch, 05. November 2008 | Aus der Nachbarschaft
Stralsund „Ich hab zwei Kinder an der Jona-Schule. Da ich Hartz-IV-Empfängerin bin, ist mein Budget jetzt schon erschöpft. Ich hoffe aber immer noch, dass wir mit dem Gesetzgeber in Verhandlung treten können und etwas für unsere Kinder erreichen“, sagt die 31-jährige Kathrin Müller.
Über 100 Eltern, Lehrer und Elternvertreter von den freien Schulen aus Stralsund, Barth, Dreschvitz und Glowe trafen sich am Montagabend zu einer gemeinsamen Protestveranstaltung in der Jakobikirche. Sie fordern „Gleiche Bildungschancen für unsere Kinder in Mecklenburg-Vorpommern“. Landesweit sind es 18 000 Eltern, die aktiv werden wollen. Stein des Anstoßes ist der Entwurf des neuen Schulgesetzes für Mecklenburg-Vorpommern.
Darin ist vorgesehen, die Mittel für Privatschulen in Höhe von sechs Millionen Euro pro Jahr zu kürzen. Außerdem soll die Finanzierung der Schülerbeförderung gestrichen werden. Das bedeutet für die Eltern eine finanzielle Mehrbelastung von etwa 43 bis 91 Euro monatlich. Gestaffelt sind diese Sätze nach den Einkommen der Eltern.
Für eine Schule mit 144 Kindern wäre das eine Differenz von 445 Euro pro Schülerkostensatz und eine Unterfinanzierung von 65 520 Euro, verdeutlicht Jona-Schulleiterin Anke Kidszun, wie sich diese Kürzungen in der Praxis auswirken würden. Die privaten und freien Schulen würden immer noch als reiche Schulen gelten, beklagt Elternsprecher Michael Welz.
Einen „heißen Herbst“ prophezeien die Eltern. Sie fordern die Landesregierung auf, endlich solche Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Schulen in die Lage versetzen, die Forderung nach hoher Qualität von schulischer Bildung und Erziehung umzusetzen. 16 evangelische Schulen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, 60 befinden sich landesweit in freier Trägerschaft. „Staatliche Schulen bekommen eine hundertprozentige Förderung, die freien Schulen aber lediglich 85 Prozent“, erläutert Michael Welz. Die freien Schulen waren als wichtige Erweiterung des Schulsystems vorgesehen, die sich auch für benachteiligte Kinder einsetzen würden. Jetzt sehe es allerdings so aus, als ob das einigen nicht mehr passe und mit zweierlei Maß gemessen werde, empfindet der Barther Beiratssprecher Stephan Kirschall. Alle Eltern nahmen sich eine Postkarte mit, um sie an die zuständigen Abgeordneten zu senden. Dabei wird gleiche Förderung für alle gefordert. Die Dreschvitzer Schule wird am 11. November zum Martinsumzug durch den Ort mobilisieren und durch Transparente auf die prekäre Lage hinweisen, teilte Schulleiterin Monika Morawitz mit. Auch Jana Scholz beteiligt sich an der Postkartenresolution. Die 39-Jährige hat zwei Kinder auf der „Jona“ und fährt sie täglich von Neu Lüdershagen zur Schule. Auf ihre Familie würde eine Mehrbelastung von wenigstens 80 Euro im Monat zukommen. I. E.
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