07.11.2008 08:15 (Kommentare: 0)
OSTSEE-ZEITUNG.DE | Freitag, 07. November 2008 | Hansestadt Rostock
Eltern wehren sich gegen das geplante Schulgesetz. Sie befürchten, dass in den neun Schulen in freier Trägerschaft die Beiträge steigen.
Südstadt Die Rostocker Privatschul-Eltern gehen auf die Barrikaden. Der Elternrat der Werkstattschule hat die Landtagsfraktionen mobil gemacht. Die bildungspolitischen Sprecher sollen kommenden Mittwoch, 19 Uhr, in der Aula der Werkstattschule Rede und Antwort stehen zum neuen Schulgesetz. „Wenn das nicht geändert wird, gehen wir auf die Straße“, sagt Elternvertreter Arne Schoor. Sechs Millionen Euro will Bildungsminister Henry Tesch den privaten Schulen im Land pro Jahr streichen. Den neun Rostocker Schulen in freier Trägerschaft, an denen 2620 Kinder lernen, soll es kräftig ans Budget gehen. Laut Entwurf des neuen Schulgesetzes sollen ihnen Gelder bis zu 30 Prozent gekürzt werden. Die Folge: Eltern müssen dann bis zu 50 Prozent mehr Schulgeld zahlen. Der Bildungsausschuss des Landtages führt bereits am 13. November eine öffentliche Anhörung durch. Voraussichtlich Mitte Dezember soll das Gesetz dann vom Landtag verabschiedet werden, damit es zum Schuljahr 2009/2010 in Kraft treten kann.
„Das ist ein Hammer für die Eltern“, sagt Björn Schulze vom Elternrat der Werkstattschule. „Wir wollen an der Schule eine normal gemischte Sozialstruktur von Eltern.“ Der Entwurf des Schulgesetzes habe jedoch den Beigeschmack von sozialer Ungerechtigkeit. Eine Mutter, die ihr Kind in der Grundschule des Christophorus Gymnasiums hat, schlussfolgert: „Weniger Landeszuschuss für die freien Schulen könnte heißen: noch höheres Schulgeld für die Eltern. Soll auf diese Weise der Zulauf zu den freien Schulen begrenzt werden?“ Die Kürzung könne auch zur Folge haben, dass die Freien ihre Spezial-Angebote kürzen oder einstellen müssten.
„Mit der
geplanten Gesetzesänderung will die Landesregierung die
Gleichbehandlung aller Schüler von privaten und staatlichen Schulen
erreichen“, sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums. Die
Finanzhilfe für die Privatschulen solle dann den durchschnittlichen
Kosten für die staatlichen Schulen entsprechen. „Das Ministerium
rechnet mit alten Schülerzahlen von vor zwei Jahren“, entgegnet Rainer
Pahl, Geschäftsführer der Werkstattschule. Vergessen worden sei auch,
dass Privatschulen durch viele Angebote ihre Schüler maximal förderten.
„Die integrierte Gesamt-Werkstattschule fordert nur, dass sie genauso
berechnet wird wie die Gesamtschule Borwin“, so Pahl. „Wir bekommen nur
85 Prozent unserer Kosten vom Land, 15 Prozent zahlen bisher die
Eltern.“ Petra Heß hat zwei Kinder auf der Grundschule
Kinderkunstakademie. „Ich habe mich bewusst für diese private Schule
entschieden, weil die nächstgelegene staatliche Grundschule St. Georg
keinen Hortplatz bieten konnte“, sagt die Mutter. „Die staatlichen
Schulen haben nicht die Betreuung, die berufstätige Eltern für ihre
Kinder brauchen“. Petra Heß erwartet von der Landespolitik, dass sie
das Schulgeld nicht in die Höhe treibe. „Dann sind künftig nur noch
Kinder von Akademikern auf Privatschulen“, befürchtet Heß.
WOLFGANG THIEL
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