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Förderschule beklagt fehlende Unterstützung

13.04.2011 12:23 (Kommentare: 0)

Ostseezeitung |lokal HGW | vom 13.04.2011

Während das Land auf Integration in Regelklassen setzt, hat die Schule in Behrenhoff Zulauf ohne Ende. Doch mit zunehmender Kinderzahl wachsen die Probleme.

Behrenhoff (OZ) - — Paul* kommt eigentlich aus einem ganz normalen Elternhaus. Bis seine Mutter plötzlich auszog, zu einem neuen Partner. „Bald darauf wurde der damals Elfjährige straffällig, kam in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, wurde nikotin- und später drogensüchtig, durchlief mehrere Schulen, bis er schließlich bei uns landete“, berichtet Edeltraut Schmid vom Schicksal eines Schülers. Ein Einzelfall?

In der Förderschule „Am Park“ in Behrenhoff gibt es viele solcher Einzelfälle in den Klassen 1 bis 9, wie die Schulleiterin gestern einem Fachgremium verschiedener Behörden erklärte. Es sind Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, die hier mit dem Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ unterrichtet werden. 78 Sechs- bis 16-Jährige konkret, von denen die Hälfte in Wohngruppen oder Pflegefamilien lebt. Heranwachsende, die überwiegend Erfahrungen mit der Polizei und der Psychiatrie sammelten. Kinder, die mit Stühlen werfen, sich vor Wut auf den Boden schmeißen oder vor lauter Verzweiflung in der Ecke heulen. „Wir halten das alles aus. Wir haben es gelernt, damit umzugehen, die Kinder so anzunehmen wie sie sind“, versichert Edeltraut Schmid und will eigentlich nur eines sagen: „Nicht alle Kinder können in Regelschulen lernen. Es muss auch eine Schule wie unsere geben.“ Ein Thema, das die 25 Pädagogen in Behrenhoff angesichts der Debatte um die „Integrative Grundschule“, die künftig alle Kinder mit und ohne Lernschwächen besuchen sollen, mehr denn je beschäftigt. Da ist die Zusicherung aus dem Schweriner Bildungsministerium, die Schule „Am Park“ habe aufgrund ihres besonderen Profils als einzige ihrer Art Bestand, nur ein schwacher Trost. „Wir arbeiten an der Grenze der Belastbarkeit, haben in diesem Jahr zusätzlich 35 Kinder aufgenommen“, berichtet Schmid und spricht von einer Warteliste. 149 Mädchen und Jungen aus Ostvorpommern, Greifswald, Demmin, Uecker-Randow und weiteren Landesteilen besuchen die Schule mit ganz unterschiedlichen Förderschwerpunkten. „Wir lägen aber schon bei 170, hätten wir kein Kind abgewiesen“, verdeutlicht Schmid und fordert von Politik und Behörden ein klares Bekenntnis.

Doch das fehlt. Genauer gesagt die Bereitschaft, die Schule für Erziehungsschwierige mit ausreichend Stunden auszustatten. Das Problem: Die Stichtagregelung. 2010 erhielt die Bildungseinrichtung nur so viele Lehrerstunden zugewiesen, wie Schüler am 1. Mai für das darauffolgende Schuljahr angemeldet waren. Doch im Laufe der Monate trafen eben 35 weitere Kinder in Behrenhoff ein. Sie abzuweisen, geht Edeltraud Schmid angesichts der vielschichtigen Probleme gegen den Strich. Und um es ganz deutlich zu sagen: „Unser Problem ist nicht die Arbeit mit den Kindern. Was uns ausbrennt, ist die ständige Auseinandersetzung mit dem Bildungsministerium, denn unsere Erfolge bei den Abschlüssen brauchen wir nicht zu verstecken“, sagt die Leiterin einer Einrichtung, die im Vorjahr den Deutschen Schulpreis erhielt. Ihre Kollegin Ina Kruspe legt noch eins drauf: „Wir sind ständig in der Position der Bittsteller, müssen betteln, obwohl wir hier alle unser Bestes geben. Das kann nicht sein“, erklärt die Lehrerin unter Tränen in Richtung Staatliches Schulamt.

Doch deren Leiterin Jutta Paprott ließ sich für den gestrigen Termin entschuldigen. Genauso wie Staatssekretär Udo Michallik (CDU) aus dem Bildungsministerium. Stattdessen mühte sich Schulrat Fred Baumann vonseiten des Staatlichen Schulamtes, die Sicht des Landes darzulegen. Und die sah wenig konkret aus. „Seit Jahren sagen Sie, die Stunden reichen nicht“, kontert er und verspricht, „nach Lösungen zu suchen.“ Für Gundula Goldammer, stellvertretende Schulleiterin, enttäuschend: „Mir fehlt das klare Bekenntnis“, kritisiert sie. Und Edeltraud Schmid fügt hinzu: „So wie es läuft, geht es nicht weiter.“ (* Name v.d. Red. geändert)

Petra Hase

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